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Die antisemitische Natur des Antizionismus

Man höre und staune: Die BILD hat eine im Grunde sinnvolle Kampagne gestartet (um danach alles gleich wieder mit einem Antiislamkommentar zu verderben). Sie fordert dazu auf, im Angesicht der jüngsten antisemitischen Ausbrüche bei pro-palästinensischen Demonstrationen, die sich komischerweise doch weniger "für Palästina" als gegen Israel und Juden aussprechen, die Stimme gegen Judenhass zu erheben.
Wie zu erwarten sammelten sich dazu etwa einige tausend Kommentare in den verschiedensten sozialen Netzwerken. Im Wesentlichen fallen diese in zwei Kategorien: Offener Judenhass gepaart mit Hitlerehrungen und Antizionismus (also known as "Israelkritik") in Kombination mit präventiver Schuldabwehr. "Ich habe ja nichts gegen Juden, aber Israel ..." Die Erfahrung lehrt: Wer ungefragt klarstellen muss, dass er kein Anhänger einer beliebigen menschenfeindlichen Ideologie ist, ist mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit ein Anhänger ebenjener menschenfeindlichen Ideologie. Wir nennen dies das Eva-Prinzip (vgl. C-Literatur abgehalfterter Nachrichtensprecherinnen). Aber zurück zum Antizionismus:
Während in Deutschland Synagogen mit Maschinenpistolen geschützt werden müssen, Israelfahnen als Provokation zu gewalttätigen Ausschreitungen gelten und Juden auf offener Straße überfallen werden, haben selbsternannte Antizionisten nicht nur das Verlangen, bei jeder Gelegenheit, bei der Hass auf Juden auch nur erwähnt wird, klarzustellen, wie schlimm sie die Politik Israels finden - diese Verbindung also geradezu zwanghaft herstellen, obwohl sie immer wieder versichern, dass sie angeblich klar zwischen Juden und Israel trennen können.
Nein, über diese Geschmacklosigkeit und Dummheit hinaus, besitzen sie auch noch die Dreistigkeit, sich als die eigentlichen Opfer zu gerieren und in den Vordergrund zu rücken. Schon allein hieran sieht man, dass es offenbar eine Notwendigkeit für einen jüdischen Staat gibt: In Deutschland ist kein öffentlicher Raum für Juden, wo sich nicht ein Deutscher vor die Bühne stellt und Aufmerksamkeit für sich verlangt. Über Antisemitismus kann in Deutschland nicht gesprochen werden, ohne dass sich ein Mob besorgter Bürger findet, der ihm den Anschein des bloß vermeintlichen, eigentlich gar nicht wirklichen gibt. Antisemitismus, das sind nicht die anderen, Antisemitismus gibt es einfach nicht - nur als angeblich unbegründeten Vorwurf gegen Israelkritiker, nur als Antisemitismuskeule. Der Holocaust ist ein zweistufiges Verbrechen: Erst werden die Juden zu Opfern gemacht und dann die Täter (vgl. Arnulf Bahring über die Traumata derjenigen, die dem Unrecht dienten). Es ist dem Antizionisten ein tiefes inneres Bedürfnis, den Finger gegen Juden zu erheben und zu rufen "Jetzt ist euer Staat der Böse!"
Doch zumindest in einem Punkt liegen die Antizionisten richtig: Sie bringen ihre Gesinnung intuitiv mit Antisemitismus in Verbindung. Was aber ist dieser geheimnisumwobene Zionismus gegen den der moderne Antisemit so gerne zu Felde zieht? Ist das überhaupt eine Frage, die man stellen darf, ohne dass man auf der Abschussliste des Mossad landet? Nimmt man einige Kommentatoren ernst, sind Zionisten eine Mischung aus Illuminaten, Republican Party of Springfield und Brennender Legion (vgl. Warcraft III). Man könnte auch sagen: Der Zionismus nimmt heute die Stelle ein, die früher der Judäobolschewismus innehatte - und davor Satan. Er ist die große, alles bedrohende Weltverschwörung einer finsteren, kaltherzigen Gesinnungselite, die aus irgendeinem Grund halt voll böse ist, weil ist halt so, vermutlich von den Schattenseiten der Macht korrumpiert (vgl. Sith). Freilich spinnen nicht alle Antizionisten derart hart. Eine etwas weniger ... absurde Definition lautete in etwa so: Zionisten haben nichts mit dem Judentum zu tun, sondern sind atheistische Nationalisten. Warum auch immer Zionisten alle gottlose Gesellen sein sollen, erschließt sich zwar nicht, aber es stimmt zumindest zur Hälfte:
Der Zionismus ist nichts Anderes als ein jüdischer Nationalismus. Er richtete sich in der Vergangenheit auf die Errichtung, und heute auf den Erhalt eines jüdischen Nationalstaates, also Israels. Der heutige Zionismus tritt vorallem, in seiner geopolitisch relevanten Form ausschließlich als bürgerlicher Nationalismus auf und unterscheidet sich insofern auch in seinen Grundprinzipien nicht von anderen bürgerlichen Nationalismen: Er ist in einer rechtsstaatlichen, parlamentarischen Demokratie, aber auch (staats)bürgerlich und kapitalistisch organisiert. Alle Probleme, die daraus folgen, folgen natürlich auch aus dem Zionismus und können in Israel beobachtet werden (Vgl. auch Fußballnationalismus).
Der Antizionismus richtet sich also im Umkehrschluss gegen den Erhalt eines jüdischen Nationalstaates, konkret des bürgerlichen Nationalstaates Israels. Wo ist nun also das Problem mit dem Antizionismus, wenn er sich gegen einen kritikwürdigen Nationalismus richtet und ein im Grunde als bürgerlichen Nationalstaat abzulehnendes Gebilde? Ein emanzipatorischer Antinationalismus übt Kritik an bürgerlich-nationaler Gesinnung per se, also auch an allen bürgerlichen Nationalstaaten, wie Israel oder Deutschland, schärfere Kritik noch an völkisch-religiösen Nationalismen, aus denen vorsichtig ausgedrückt in der Regel Staaten mit erheblichen Demokratiedefiziten entstehen, wie der Iran oder das von der Hamas angestrebte Palästina. Genau dieses Palästina jedoch unterstützen Antizionisten so gut wie immer, wenn sie gegen Israel wettern. Dabei lässt die aktuelle Organisationsform Palästinas unter der Knute der Hamas bereits Schlimmes ahnen: Ein freies Palästina wäre vorallem judenfrei und ein faschistoides Terrorregime, jedenfalls weit menschenfeindlicher als Israel. Die richtige Frage müsste also lauten: Welches spezifische Problem haben Antizionisten gerade mit dem Staat Israel, dass sie diesen ablehnen, obwohl sie mit dem Konzept von Nationalstaaten nicht per se hadern? Warum darf in ihrer Welt jeder Nationalist sein, nur die Juden nicht?
Die Dämonisierung Israels basiert nicht auf realen Missständen, nicht darauf, dass Israel als Staat besonders unvergleichlich furchtbar wäre. Es existieren zwar reale Missstände, diese finden sich aber, zumeist sogar in stärkerer Form, in anderen Nationalstaaten, führen dort aber nicht zu einer ebenso starken und emotionalen Ablehnung des jeweiligen Staates durch Antizionisten. Deutschland verursachte ohne Not und ohne Vorwarnung in Gestalt von Georg Klein etwa hundert tote Unschuldige. Juristische Konsequenzen hatte das keine, Oberst Klein wurde befördert. Von einem Völkermord spricht da aber niemand. Völkermord soll es nur sein, wenn der jüdische Staat Krieg führt, obwohl er viel mehr dafür tut, dass zivile Opfer vermieden werden, als bspw. Deutschland. Israel hat sich seinen Krieg im Gegensatz zu Deutschland nicht ausgesucht und obwohl ein 60 Jahre andauernder bewaffneter Konflikt eine gewisse Verbitterung erwarten lassen sollte, führt Israel seinen Krieg besser als jede andere Konfliktpartei - seit etwa dem Anbeginn der Menschheit. Dennoch soll Israel der Kriegsverbrecher, der Kindermörder sein, nicht Deutschland.
Auch hat Deutschland massive Probleme mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (vgl. Schneeberg), die Polizei klärt solche Taten nur unzureichend auf, ermittelt im Gegenteil noch gegen Antifaschisten (vgl. Lothar König), Deutschland legt auch sehr viel wert darauf, Armutsflüchtlinge außerhalb Europas und damit auch außerhalb seiner Grenzen zu halten. Auch Israel legt Wert darauf, zu kontrollieren, wer einwandern darf. Es gibt gewiss auch gesellschaftliche Benachteiligungen der arabischen Minderheit, die 20% der Staatsbürger Israels stellen. Von einer Mordreihe, die dem NSU auch nur nahekommt, hat man aus Israel allerdings noch nicht gehört, auch nicht von ausländerfeindlichen Massendemonstrationen, auch verfolgen die israelischen Behörden Hassverbrechen, wie den Rachemord an einem palästinensischen Jungen konsequent und effektiv, statt sie wegzuleugnen und die Akten zu schreddern. Dennoch soll der jüdische Staat das Apartheidsregime, der deutsche Staat allerdings von weltoffenem Patriotismus geprägt sein.
Diese Liste an Dingen, in denen Deutschland schlechter dasteht als Israel ließe sich noch eine Weile fortführen und mit ähnlichen Ergebnissen auch um andere Staaten erweitern. Dass sich Israel dennoch mit all diesen Vorwürfen konfrontiert sieht, andere Staaten, die sich genauso und zum großen Teil noch schlimmer verhalten, jedoch nicht, lässt sich nur dadurch erklären, dass es sich bei Israel gerade um den jüdischen Staat handelt. Die Missstände des jüdischen Staates erscheinen größer, allein dadurch, dass er jüdisch ist. Das basiert entweder auf offener antisemitischer Bigotterie, also der unterschiedlichen Bewertung der gleichen Verhältnisse, wenn Juden betroffen sind, oder auf einer Wahrnehmungsverzerrung aufgrund einer antisemitischen Erwartungshaltung gegenüber Israel. (Vgl. "Der Rassist in uns", ZDF)
Dass der Antizionismus sich im Kern nicht gegen Krieg, nicht gegen Nationalismus und nicht gegen Fremdenfeindlichkeit richtet, sondern gegen Juden, lässt sich daran ablesen, was passiert, wenn die gleichen Missstände ohne jüdische Beteiligung auftreten: Entweder, wie im Ukraine-Konflikt, wird dieser dadurch skandalisiert, dass mithilfe von Verschwörungstheorien die Missstände auf jüdische Finanzoligarchen bzw. zionistische Einflussnahme zurückgeführt werden. Mit dieser Analyse kann man in Deutschland tausende Teilnehmer zu bundesweiten Wahnmachen mobilisieren. Oder aber die Misstände werden, wie die Situation von Flüchtlingen, schlicht ignoriert. Für die Rechte von Flüchtlingen interessieren sich in der Regel nur antinationale Linke. Wo waren die tausenden, demonstrationstüchtigen Antizionisten, als die Debatte um syrische Flüchtlinge noch auf der Tagesordnung stand? Wo prangerten sie das europäische "Apartheidsregime" an, das notleidende Menschen - darunter übrigens auch Palästinenser - ausschließt?
Gegen die antisemitische Natur einer dezidiert antizionistischen Haltung helfen auch alle emotionalen Einwenden und Beteuerungen nicht. Insbesondere der jüdische Kronzeuge. Für den Antizionisten mag der Jude individuell ein netter Kerl sein, dennoch spricht er ihm nicht die gleichen Rechte zu, wie jedem anderen. Genauso wie Homosexuelle nicht heiraten dürfen, dürfen Juden keine Nationalisten sein, obwohl es sonst jeder darf. Zwar soll jedes Volk seinen eigenen Nationalstaat haben, aber gerade das jüdische nicht, obwohl es vermutlich eines der wenigen ist, die überhaupt einen guten Grund hatten, einen zu gründen. Nur weil ich mich gut mit Stephen verstehe, heißt das eben nicht, dass ich kein Sklaventreiberrassistenarschloch bin, das Menschen aufgrund ihrer Hautfarbe benachteiligt. (Vgl. Django Unchained)

2 Kommentare :

  1. So ein Antideutscher Schwachsinn.

    Gegen wen richtet sich denn diese Argumenation? Gegen linke Antizionisten ja wohl kaum.

    "völkisch-religiösen Nationalismen" ? Das ist Israel wohl nicht? Dessen Staatsflagge den Davidsstern abbildet.

    "dürfen Juden keine Nationalisten sein, obwohl es sonst jeder darf. Zwar soll jedes Volk seinen eigenen Nationalstaat haben, aber gerade das jüdische nicht, obwohl es vermutlich eines der wenigen ist, die überhaupt einen guten Grund hatten, einen zu gründen."

    Sag mal vom welchen Ufer kommst du denn? Dieses Gerede von "Jedem Volk sein Nationalstaat"... was du ja offenbar befürwortest...
    Aus meiner sicht darf das eben nicht jedes andere Volk, daher ist für mich Israel in der Hinsicht auch kein Sonderfall. Das phantasierst du zusammen.


    Ein altes Argument der Antideutschen:
    "Dass der Antizionismus sich im Kern nicht gegen Krieg, nicht gegen Nationalismus und nicht gegen Fremdenfeindlichkeit richtet, sondern gegen Juden, lässt sich daran ablesen, was passiert, wenn die gleichen Missstände ohne jüdische Beteiligung auftreten: Entweder, wie im Ukraine-Konflikt, wird dieser dadurch skandalisiert, dass mithilfe von Verschwörungstheorien die Missstände auf jüdische Finanzoligarchen bzw. zionistische Einflussnahme zurückgeführt werden. Mit dieser Analyse kann man in Deutschland tausende Teilnehmer zu bundesweiten Wahnmachen mobilisieren. Oder aber die Misstände werden, wie die Situation von Flüchtlingen, schlicht ignoriert. Für die Rechte von Flüchtlingen interessieren sich in der Regel nur antinationale Linke. Wo waren die tausenden, demonstrationstüchtigen Antizionisten, als die Debatte um syrische Flüchtlinge noch auf der Tagesordnung stand? Wo prangerten sie das europäische "Apartheidsregime" an, das notleidende Menschen - darunter übrigens auch Palästinenser - ausschließt?"

    1. Ich habe im Ukraine-Konflikt keine jüdischen Finanzoligarchen verantwortlich gemacht...
    2. von welchen Deutschen redest du? Linke? Rechte? Bürgerliche? Ich wiederhole mich, Linke kannst du anscheinend nicht meinen, also nicht primär. Alle anderen werde ich kaum verteidigen. Oder willst du mir erzählen dass Bürgerliche und Rechte eine Tendenz zum Antisimitismus bzw rechtem Denken allgemein haben? Danke für diese Neuigkeit.
    3. es findet nur von linker Seite Kritik an der EU-Flüchtlingspolitik statt. Daher wieder die Frage, kritisierst du rechten Antisemitismus (der ja auch selten als Antizionismus daher kommt), dann hast du Recht, da fühl ich mich nicht angesprochen.

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  2. "Auch hat Deutschland massive Probleme mit Rassismus und Fremdenfeindlichkeit (vgl. Schneeberg), die Polizei klärt solche Taten nur unzureichend auf, ermittelt im Gegenteil noch gegen Antifaschisten (vgl. Lothar König), Deutschland legt auch sehr viel wert darauf, Armutsflüchtlinge außerhalb Europas und damit auch außerhalb seiner Grenzen zu halten. Auch Israel legt Wert darauf, zu kontrollieren, wer einwandern darf. Es gibt gewiss auch gesellschaftliche Benachteiligungen der arabischen Minderheit, die 20% der Staatsbürger Israels stellen. Von einer Mordreihe, die dem NSU auch nur nahekommt, hat man aus Israel allerdings noch nicht gehört, auch nicht von ausländerfeindlichen Massendemonstrationen, auch verfolgen die israelischen Behörden Hassverbrechen, wie den Rachemord an einem palästinensischen Jungen konsequent und effektiv, statt sie wegzuleugnen und die Akten zu schreddern. Dennoch soll der jüdische Staat das Apartheidsregime, der deutsche Staat allerdings von weltoffenem Patriotismus geprägt sein."

    Das stimmt alles und ich finde es in Deutschland mind. genauso schlimm, also wo ist das Argument? Du unterstellst das alles, ich als Linker fühle mich da in keinster Weise angesprochen.



    "das von der Hamas angestrebte Palästina. Genau dieses Palästina jedoch unterstützen Antizionisten so gut wie immer, wenn sie gegen Israel wettern. Dabei lässt die aktuelle Organisationsform Palästinas unter der Knute der Hamas bereits Schlimmes ahnen: Ein freies Palästina wäre vorallem judenfrei und ein faschistoides Terrorregime, jedenfalls weit menschenfeindlicher als Israel. "

    Jaja, der "Islamofschismus"...nur eine Chiffre für anti-islamischen Rassismus. Du unterstellst den Arabern per se faschistoide Tendenzen zu haben, und das ist Rassismus. Du sprichst ausserdem von der Hamas, die Fatah gibts ja auch noch. Du redest von Palästina ohne zwischen Gaza-Streifen und Westjordanland zu unterscheiden. Die Hamas regiert eben nicht in "Palästina"
    In der aktuellen Situation, ist es ein linker Reflex sich auf die Seite der Unterdrückten zu stellen. Dass Antideutsche da eine verquerte Weltsicht haben ist mir bekannt. Aber die Zahl der palästinensischen toten Zivilisten und überhaupt der ganze Krieg definiert für mich eben die Palästinenser (nicht die Hamas) als Opfer. Eine hochgerüstete Militärmaschinerie auf der einen Seite, militärische Besatzung, Blockade usw....und selbstgebastelte, zielungenaue Raketen auf der anderen Seite. Natürlich ist es furchtbar wenn israelische Zivilisten dadurch getötet werden (glaubs mir oder nicht) aber die völlig unverhältnissmässige Reaktion von Israel ist einfach in keinster Weise zu verteidigen, wenn man nicht gerade Antideutscher ist.

    Und nachdem du dich gegen ein "freies Palästina" aussprichst, was sollten die Palästinenser deiner Meinung nach anstreben?

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