Top Menu

Kannidos Teil 10: Konsens

„Ihr habt mich ausspioniert“, stellte Kannidos fest, als er ihr den Kunststoffkasten überreichte.
Er war nicht einmal wütend.  Ein Teil von ihm – sein verletzter Stolz – wollte wütend sein, einen Vertrauensbruch daraus machen. Allein: Welches Vertrauen? Er wusste, dass Vertrauen in dieser Gesellschaft, wenn es nicht das Vertrauen in diese Gesellschaft war, bestraft wurde.
Dass sie alles gesehen hatte, was es zu sehen gab, schob er lieber beiseite. Gewiss hatte sie ihn mit der gleichen professionellen Distanz betrachtet, mit der sie ihn auch jetzt betrachtete.
„Wir dachten, wenn du uns verrätst, dann an deinen Freund“, antwortete sie. Sie lehnte gegen den Rahmen einer offenstehenden Wohnungstür.
„Meinen Verlobten“, berichtigte er. Missbilligung brach mit dem geringsten Zucken gerade lange genug auf ihr Gesicht durch, dass er es bemerken konnte. „Ich habe darüber nachgedacht“, setzte er nach und hielt kurz inne. „Dass Worte nichts bedeuten. Ich glaube, das tun sie doch. Für diejenigen, die bereit sind, zuzuhören.“
„Also bedeuten sie nichts.“
„Doch. Nur nicht für diese verlorene Generation. Aber ... der ganze Sinn dieser Gesellschaft ist,  kommende Generationen frei zu machen. Wenn wir es könnten: Wir müssten die Namen derjenigen bewahren, die ...“
Sie schüttelte den Kopf. „Solange es noch Menschenleben zu retten gibt, werde ich meines nicht für die Toten riskieren.“
„Es wäre nicht für die Toten, sondern für die noch nicht Geborenen.“
„Reue und falsche Hoffnung sind schlechte Ratgeber, Kannidos.“
Er ahnte, dass er sie nicht würde überzeugen können. In gewisser Weise hatte sie auch Recht. Er seufzte enttäuscht, dann sah er wieder zu ihr auf.
„Weißt du, was mir gerade aufgefallen ist: Ich kenne noch nicht einmal deinen Namen. Wie heißt du?“
Sie sah ihn einen Moment an, als erwartete sie, dass er selbst darauf kommen würde.
„Du weißt vermutlich mehr über mich, als uns beiden lieb ist. Da kannst du mir wohl deinen Namen verraten.“
„Dass ich schon zu viel über dich weiß, ist kein Grund, dich zu viel über mich wissen zu lassen. Aber wenn du willst, kannst du mich Ismene nennen.“ Er schnaufte amüsiert. Sie stieß sich vom Türrahmen ab und ging in die Wohnung. „Komm mit. Du hast dir eine bessere Belohnung verdient, als meinen falschen Namen zu erfahren.“ Kannidos folgte ihr.
Die Wohnung war fast leer. Direkt vor der Tür stand ein Tisch und darauf stand ein eigentümliches Gerät stand: Ein schwarzes Kunststoffrad, dessen flache Oberseite verspiegelt war. Aus der Seite ragte ein dickes Kabel, das fein säuberlich auf dem Fußboden verklebt, dass niemand darüber stürzen würde, zu Kannidos' Linker führte. Dort stand ein Tisch, an dem ein dürrer, fast ergrauter Mann saß, der eine Hand an die Schläfe gelegt den Bildschirm seines Klapprechners studierte. Er sah auf, als Ismene ihm den Kunststoffkasten auf den Tisch warf. Während er den Universalanschluss mit zitternden Händen in seinen Rechner manövrierte, ging sie zur Fensterfront hinüber.
Kannidos warf ihr einen fragenden Blick zu. „Kannidos, das ist der Professor“, erbarmte sie sich schließlich.
„Hallo Kannidos“, richtete sich der Alte mit raunender Stimme an den Schriftsteller, bevor sein Blick wieder auf den Bildschirm wanderte.
„Professor?“, wiederholte Kannidos.
„Ja, damals“, antwortete er ohne aufzusehen, „Und noch eine Zeit in die Gute Ordnung hinein.“
„Professor für?“
„Physik, insbesondere Magie.“
„Und deshalb im Widerstand? Weil Sie das mit der magischen Manipulation besser wissen?“
„Weil ich es besser weiß? Nein. Viele wussten es besser. Viele wissen es besser. Sie haben sich nur gegen ihr besseres Wissen entschieden.“ Er tippte etwas, ehe er fortsetzte. „Wenn Wissen vor Bosheit schützte ... Die Gute Ordnung hat die Wissenschaft nicht mit eisernem Besen auskehren müssen. Die Universitäten stehen ja nicht außerhalb der Gesellschaft. Meine Kollegen haben ganz bereitwillig genug alternative Fakten und Theorien produziert, um die wenigen Sonderlinge wie mich auch wie Sonderlinge dastehen zu lassen. Hat sie natürlich nicht davon abgehalten, die politisch weniger brisanten Teile meiner Arbeit nutzbar zu machen. Als gäbe es da keinen Zusammenhang. Aber so einen Widerspruch hält die Gute Ordnung gerne aus, solange sie nur einen Nutzen daraus zieht.“
Er hielt kurz inne, als würde ihm etwas Furchtbares klar: „Ich habe ihnen beinahe die Grundlage für einen neuen Raumschiffantrieb gegeben.“ Für den nächsten Satz sah er Kannidos kurz an „Er funktioniert nach den gleichen Regeln, nach denen die Bedrohung, die sie damit angegriffen hätten, nicht existieren kann.“
Er schüttelte den Kopf und arbeitete weiter. „Da ist es ja.“
„Können wir anfangen?“, fragte Ismene schließlich.
„Einen Augenblick noch.“
Kannidos ging zu ihr hinüber. „Wie kommt es eigentlich, dass wir einen ganzen Häuserblock für uns alleine haben?“
„Glück. Auf der unteren Ebene ist ein Drogenlabor explodiert. Darum ist die Kameraüberwachung beschädigt und darum wurden auch die Anwohner evakuiert.“
„Aber es ist nicht gefährlich?“
„Nicht mehr. Wenn wir uns hier nicht allzu lange aufhalten.“
„Und wenn wir uns hier allzu lange aufhalten, dann …?“
„Dann könnte es sein, dass du einen schlimmen Reizhusten bekommst.“
„Verstehe. Ich nehme an, es war auch Glück, dass du nicht nur so genau weißt, wo Drogen nicht nur ungefährlich explodieren, sondern auch, wo sie von arglosen Schriftstellern erworben werden.“  Sie schwieg, ohne auch nur mit einem Blick zu antworten.
„Und was ist der Plan?“, fragte Kannidos schließlich, als er das Klackern der Tasten nicht mehr hören konnte. Ismene nickte in Richtung des Kunststuffrades auf anderen Seite des Raumes. Kannidos sah sie fragend an, aber verstand dann, dass er seine Antwort erst bekommen würde, wenn es so weit war.
„Wir können anfangen“, verkündete der Professor endlich. Ismene ging gefolgt von Kannidos zu dem Apparat hinüber, dessen Oberseite aufleuchtete. Keine Sekunde später ragte eine alte Frau aus dem Rad hervor, deren lange braune Locken in den Projektor zurückfielen.
„Hey Widerstand“, verkündete sie fröhlich und winkte in den Raum. „Wir haben etwa zwanzig Minuten, bis diese Übertragung entdeckt werden kann“, sagte sie mit einem Blick zur Seite, ehe sie Kannidos bemerkte, „Du bist der Schriftsteller? Ich bin Eida, Erste Sprecherin der Militaristischen Fraktion, Aenorian fleet coordinator. Äh, Flottenkoordinatorin. Und jede Menge andere Funktionen, die in deinen Ohren vermutlich gar nichts bedeuten. Sorry, ich muss mich erst einmal wieder an eure Sprache gewöhnen“, plapperte die Aenorianerin unbeschwert daher.
Kannidos nickte, leicht überwältigt. Ihm war nicht klar gewesen, dass Ismene bereits Kontakt zu den Aenorianern hatte. Allen Berichten, denen er traute, und als junger, idealistischer Student hatte er eine Menge davon gelesen, war die Aenorianische Gesellschaft nicht nur utopisch, sondern auch isolationistisch und damit im doppelten Sinne schwer zu erreichen. Allerdings hatte er sich, als er sich diese Situation ausgemalt hatte, vorgestellt, dass die Vertreterin Aenors mehr Gravitas haben würde
„Was habt ihr denn für mich?“
Der Professor stand auf, riss eilig den Kunststoffkasten aus seinem Rechner und steckte ihn in den Projektor. Die Aenorianerin lachte auf, als würde er sie dabei kitzeln: „Bei mir sieht es so aus, als würdest du versuchen, das in meinen Bauchnabel zu stecken.“
„Und das ist der obere der beiden Anschlüssen“, antwortete der alte Mann. Die Aenorianerin sah ihn kurz erstaunt, beinahe schockiert an. Dann brach sie in prustendes Lachen aus: „Ja, wer weiß, wonach es dann ausgesehen hätte.“
„Kannidos hat uns Zugang zur Datenbank der Publikationsaufsicht verschafft“, unterbrach Ismene mit der für junge Menschen typischen Mischung aus Ungeduld und Fremdscham, wenn sie die Witze der Alten hörten, 
„Kannidos hat uns Zugang zur Datenbank der Publikationsaufsicht verschafft“, erklärte Ismene, „Darunter auch Kriegspropaganda. Die Beweise, die ihr wolltet..“
„Hoffen wir, dass es ausreicht. Uns glauben die leider gar nichts.“ Die Aenorianerin starrte ins Leere, studierte vermutlich sie die Dokumente, die sie gerade erhalten hatte.
„Das heißt, Aenor wird intervenieren?“, fragte Kannidos, nachdem er sich vergewissert hatte, dass Ismene nichts hinzufügen wollte.
Eida brauchte einen Augenblick, ehe sie überhaupt zur Kenntnis nahm, was er da gerade gesagt hatte. Dann blickte sie ihn wieder direkt an. Und seufzte beinahe mitleidig. „Ich befürchte nicht.“
„Was soll das denn heißen?“, fragte Kannidos überrascht und sah hilflos zu Ismene hinüber, die ihren Blick nicht von der Projektion weichen ließ.
„Oh, du hast ihm das alles nicht erzählt?“, platzte es aus Eida heraus, kaum hatte sie seinen Gesichtsausdruck gelesen.
Ismene zuckte mit den Schultern. „Er hätte sonst nicht geholfen.“
Eida schüttelte den Kopf, ehe sie sich wieder an Kannidos richtete: „Wir wissen schon seit einigen Monaten, dass die Gute Ordnung einen Krieg vorbereitet. Aber ein Präventivschlag ist schon mit manchen interventionistischen Fraktionen nicht zu machen, von den pazifistischen ganz zu schweigen. Also helfen wir euch dabei, wenigstens die Monarchisten zu warnen.“ Eida hielt inne, als sie Kannidos' zunehmend entsetzten Gesichtsausdruck bemerkte.
„Wir helfen den Monarchisten, den Demokratischen Staat zu besiegen?“, brachte er schließlich hervor.
„Nein. Wir helfen den Monarchisten, die Gute Ordnung zu besiegen“, antwortete Ismene, „Wir verteidigen lebende Menschen gegen eine tote Demokratie.“
„Und wie rechtfertigen wir das? Dass wir … Alles woran ich ... Mein ganzer politischer Werdegang ist radikal antimonarchistisch. Das sind die Ideen, deretwegen ich überhaupt hier bin. Die Basileia ist ein menschenfeindlicher, autoritärer Staat, der sich glücklichen Sklaven gezüchtet und die Menschheit sehenden Auges, geradezu planmäßig an den Rand der Vernichtung gebracht hat: Wie kommen wir dazu zu sagen, so ein Staat sollte diesen Krieg nicht verlieren? Das ist die Abwägung zwischen … was ist überhaupt der Unterschied zwischen der Guten Ordnung und der Monarchie?“
Ismene wollte zu einer Antwort ansetzen, doch Eida hob einen Finger und kam ihr zuvor: „Das ist eine berechtigte Frage“, warf sie ein, wohl ahnend, dass Ismenes herablassende Art nicht helfen würde. „Wir Aenorianer*innen achten seit dem Atomkrieg sehr genau darauf, was die Monarchie und ihr mehr oder weniger demokratisches Gegenstück tun. Wir hätten beinahe losgeschlagen, als uns klar wurde … welches Ausmaß die Beseitigung der Magie annimmt. Aber es war vorbei, bevor wir uns einigen und etwas tun konnten.“
Sie hielt kurz inne, als bereitete sie sich darauf vor, eine besonders schlechte Nachricht zu überbringen. „Die Gute Ordnung hat in wenigen Monaten mehr Menschen ermordet, als die Monarchie seit ihrer Neugründung. Wenn wir sie gewähren lassen, wird die Gute Ordnung die Basileia besiegen und damit weitermachen. Daran gibt es keinen Zweifel. Auf Getychai leben vielleicht weniger Menschen als auf der Heimatwelt. Aber deutlich mehr Magier. Ismene hat Recht: Würde der Demokratische Staat die Basileia angreifen, um deren Untertanen zu befreien, würden wir diese Unterhaltung wohl nicht führen. Aber es kommt nicht die Demokratie, sondern die Gute Ordnung.“
Kannidos legte seine Hände auf sein Gesicht. Eine Intervention der Aenorianer wäre der Weg moralischer Eindeutigkeit gewesen. Natürlich konnte es nicht so einfach sein. „In Ordnung“, resignierte er schließlich, „Aber … dann müsst ihr doch wissen, dass sie auch vor Aenor nicht Halt machen werden. Dass ihr früher oder später in diesen Krieg verwickelt würdet“
„Ja, natürlich“, antwortete Eida, „und wenn es an mir läge, hätten wir schon längst das ein oder andere Regierungsgebäude in die Luft gesprengt, um zu verhindern, dass es so weit kommt, wie es schon gekommen ist. Aber ich bin darauf beschränkt, euch zu helfen und … sagen wir es so: Ich lege mein Mandat sehr großzügig aus. Viele Aenorianer*innen können sich nicht vorstellen, dass die Gute Ordnung dumm genug ist, uns oder die Basileia tatsächlich anzugreifen. Sie glauben, das sei bloß Säbelrasseln, um den eigenen Leuten Wehrhaftigkeit vorzuspielen. Darum wollen sie nicht noch mehr Menschenleben aufs Spiel setzen: Die Gute Ordnung ist magiefrei. Das Morden scheint beendet. Und viele Aenorianer*innen hoffen, dass … diese 'Phase' des Demokratischen Staates vorübergeht. Sie können sich nicht vorstellen, dass die Gute Ordnung einen aussichtslosen Krieg führen würde nur um des Mordens willen." Kannidos wäre ihre beinahe ins Wort gefallen. Doch die Wut, die er erst verspürte über die Ignoranz, die Selbstzufriedenheit, die Dummheit dieser Menschen, verebbte schnell. Natürlich lag der idealen Gesellschaft kein Gedanke ferner, als dass der Mensch um der Bosheit willen böse sein konnte.
Als ahnte sie, was er dachte, fügte sie hinzu: „Glaube mir, wir haben versucht, sie zu überzeugen  Wir haben üble Polemiken und sachliche Analysen geschrieben, manche haben es sogar mit Gedichten und Kurzgeschichten versucht. Aber selbst von denjenigen, die die Gute Ordnung als das erkennen, was sie ist, wollen viele nicht die Verantwortung für einen Angriffskrieg übernehmen. Das hieße nämlich, dass die Gute Ordnung besetzt und eure ganze, missratene Gesellschaft umgeformt werden müsste. Gegen euren erbitterten Widerstand. Deswegen sagt der Konsens, dass wir abwarten."
„Tut mir Leid“, fügte sie mit tiefer Traurigkeit hinzu, „Das goldene Zeitalter friedensstiftender aenorianischer Interventionen ist … im Großen und Ganzen vorbei. Schon lange.“
Kannidos wollte zu einer Antwort ansetzen.
Doch am Ende schloss er nur seinen Mund.
Was er sich als eine heldenhafte Mission vorgestellt hatte, war plötzlich … eine Kollaboration mit dem schlimmsten Staat, den er sich hatte vorstellen können. Bis der Staat entstanden war, in dem er jetzt lebte. Aber immerhin hatte er das Wort einer Angehörigen der perfekten Gesellschaft, dass er sich richtig entschieden hatte, dass er zum richtigen Ausgang beigetragen hatte.
Das kleinere Übel.
Eida besprach mit Ismene, wie sie den Geheimdienst der Monarchie glauben lassen könnte, die Informationen selbst gefunden zu haben. Kannidos hörte nicht zu. Aus den Trümmern seiner alten Gesellschaft würde keine Aenorianische Utopie entstehen. Nur mehr Trümmer. Der Krieg würde sich nicht verhindern lassen und keine Seite hatte es wirklich verdient zu gewinnen. Nur eine, nicht zu verlieren.
Zuerst war in all ihrer zwingenden wie tröstlichen Klarheit die Wut der Weltsicht seiner Jugend aufgelodert, die sich gegen jeden wandte, der auch nur das geringste an ihr zu relativieren suchte: All seine immernoch eingeübten Argumente gegen die Monarchie und dafür, dass der Demokratische Staat die in jeder Hinsicht vorzugswürdige Gesellschaft war, hatten dienstfertig Gewehr bei Fuß gestanden, als sei nichts geschehen, nichts dazwischengekommen, als see die ganze Gute Ordnung nur ein historisches Missgeschick. Nicht einmal, weil ihn diese Argumente so sehr geprägt hatten, sondern weil die Gute Ordnung sie längst aufgegriffen und in ihre Propaganda integriert hatte. Aber statt die Unfreiheit zu beklagen, um Freiheit zu bringen, wollte sie „das Eigene“ schützen.
Fast wäre er darauf hereingefallen.
„Was soll ich als nächstes tun?“, fragte er schließlich, nachdem sich Eida verabschiedet hatte.
„Warten“, antwortete Ismene, „Dir so viel Zugang verschaffen, wie du kannst. Und wenn wir dich brauchen, melden wir uns.“
Er seufzte unzufrieden, aber nickte. Welche Wahl blieb ihm auch? Er konnte nicht wieder einfach ein Mittäter werden. Zumindest nicht, ohne sich einreden zu können, dass er bloß so tat als ob.
„Kannidos“, sagte der Professor schließlich, „Es gäbe etwas, das du tun könntest. Wenn du es ernst damit meinst, die Toten nicht in Vergessenheit geraten zu lassen.“
„Professor“, mahnte Ismene, kaum wurde ihr klar, was er vorhatte, „Wir werden nicht alles, was wir noch für die Lebenden erreichen könnten, aufs Spiel setzen, um den Kindern dieser Gesellschaft eine Wahrheit zu bewahren, die sie nicht werden hören wollen.“
„Wir müssen ihnen wenigstens die Chance dazu geben“, antwortete Kannidos, „Oder die Mitschuld. Aber sie dürfen hiervon nicht frei sein. Sie müssen es wissen.“ Er hielt inne. „Sie müssen Stellung beziehen, wenn die Namen nicht in Vergessenheit geraten. Wenn wir das nicht zulassen.“
„Du hast gefragt, warum ich das hier tue“, sagte der Professor schließlich, mehr an Ismene als an Kannidos gerichtet, „Ich glaube, wir müssen die Möglichkeit bewahren, dass irgendwann einmal irgendjemand noch eine bessere Welt erleben kann. Meinem Sohn haben sie diese Möglichkeit genommen.“ Er drückte Kannidos einen kleinen schwarzen Kunststoffkasten in die Hand. „Falls du einen Weg ins ARMA findest, kann ich nicht nur seinen, sondern auch die Namen aller anderen bewahren.“ Ismene wagte nicht zu widersprechen.

Die nächste Geschichte erscheint in zwei Wochen. Die Kannidos-Reihe basiert auf Der Beste Staat. Darin findet ihr mehr Geschichten aus der Guten Ordnung
Wenn euch meine Geschichten gefallen, empfehlt sie weiter, hinterlasst Lob oder Kritik in der Kommentarspalte, oder unterstützt mich via patreonflattr oder paypal.

Kommentar veröffentlichen

Designed by OddThemes | Distributed by Gooyaabi Templates