Das amerikanische Rechtssystem hat mal wieder zugeschlagen:
Red Bull wirbt auch in den USA mit dem Slogan "Red Bull verleiht Flügel", das ist natürlich nicht wahr, ein Amerikaner fühlt sich also getäuscht, klagt und Red Bull lässt sich auf einen Vergleich über mehrere Millionen Euro ein. So erzählt jedenfalls DIE WELT die Geschichte und belehrt uns:
"Solche Vergleiche sind Folge des amerikanischen Rechtssystems". In Deutschland könnte soetwas aber nicht passieren. Ein Glück! In Deutschland kenne man schließlich den Unterschied zwischen marktschreierischer Werbung und ernsthaften Versprechungen. Nur ein gewisser "überprüfbarer Tatsachenkern" muss dann doch der Werbebotschaft entsprechen, lässt DIE WELT einen Juristen erklären.
Abgesehen davon, dass wenigstens zweifelhaft erscheinen muss, was ein Vergleich, also eine freiwillige Einigung zwischen zwei Streitparteien, darüber aussagt, wie das amerikanische Rechtssystem wirklich mit marktschreierischer Werbung umgeht, drängt sich die Frage auf, ob so ein "überprüfbarer Tatsachenkern" nicht darin liegt, dass Red Bull zwar offenkundig keine Flügel verleiht, aber der Spruch wenigstens eine beflügelnde Wirkung verspricht, die über den einer normalen Tasse Kaffee hinausgeht, wie auch das von der WELT selbst angeführte Beispiel eines Waschmittels überdurchschnittliche Leistungen erbringen muss. Weil diese beflügelnde Wirkung aber ausblieb, klagte besagter "Ami", wie ihn die Passauer Neue Presse nennt - nicht etwa, weil ihm keine Flügel gewachsen sind. So geht es unter anderem aus englischsprachigen Berichten hervor, die den Fall so unaufgeregt erzählen, wie er es verdient hat:
Fox: "It probably comes as no surprise that Red Bull doesn’t really give you wings, but if you bought into claims that the drink would give you better concentration and improved athletic performance, you may be owed some cash."
Washginton Post: "The Red Bull Defendants prey upon consumers by promising that, among other things, ‘Red Bull gives you wings’ by providing a mixture of ingredients that, when ingested, significantly improve a consumer’s physiological and mental performance beyond what a simple cup of coffee or caffeine pill would"
Es geht hier also um eine vielleicht etwas kleinkarierte, aber letztlich nicht außergewöhnliche und auch für Deutschland denkbare Frage des Verbraucherschutzes und des Wettbewerbsrechtes - muss eine Werbebotschaft wenigstens entfernt mit der Wahrheit zu tun haben? Aber das wäre natürlich keine Meldung wert.
Während DIE WELT daher lieber ihre eigene als die wahre Geschichte erzählt, finden andere Medien wiederum eine viel elegantere Lösung: Sie erzählen einfach beide Geschichten. Obwohl sich diese ausschließen. So nennt die FAZ die Kläger humorlos, unterstellt ihnen, sie hätten den Spruch wörtlich genommen, nur um dann im vorletzten Absatz einzuräumen, dass es doch gar nicht um Flügel ging, sondern um die beflügelnde Wirkung, was in der Konsequenz bedeutet, dass also sowohl der Rest des Artikels als auch seine Überschrift utter bullshit waren. Die Geschichte vom doofen Amerikaner mit seiner doofen Rechtsordnung muss aber eben auch dann erzählt werden, wenn sie nicht stimmt. Das gibt Klicks und wird geteilt - über den US-Amerikaner machen wir Deutschen uns schließlich am liebsten lustig. Vermutlich weil wir ihm immernoch wegen des 2. Weltkrieges schmollen.
Während DIE WELT daher lieber ihre eigene als die wahre Geschichte erzählt, finden andere Medien wiederum eine viel elegantere Lösung: Sie erzählen einfach beide Geschichten. Obwohl sich diese ausschließen. So nennt die FAZ die Kläger humorlos, unterstellt ihnen, sie hätten den Spruch wörtlich genommen, nur um dann im vorletzten Absatz einzuräumen, dass es doch gar nicht um Flügel ging, sondern um die beflügelnde Wirkung, was in der Konsequenz bedeutet, dass also sowohl der Rest des Artikels als auch seine Überschrift utter bullshit waren. Die Geschichte vom doofen Amerikaner mit seiner doofen Rechtsordnung muss aber eben auch dann erzählt werden, wenn sie nicht stimmt. Das gibt Klicks und wird geteilt - über den US-Amerikaner machen wir Deutschen uns schließlich am liebsten lustig. Vermutlich weil wir ihm immernoch wegen des 2. Weltkrieges schmollen.
Kommentar veröffentlichen